top of page

New York zur Weihnachtszeit, 12/ 2015

  • globusbummel
  • 14. Jan. 2024
  • 6 Min. Lesezeit

-unbezahlte Werbung-


Urlaub mit Unbekannten

Diese turbulente Stadt hat mich inzwischen schon öfter zur Vorweihnachtszeit in ihren kitschig-bunten Bann gezogen und einige ulkige Situationen hervorgebracht, doch das allererste Mal war besonders einprägsam.

Eines Abends saß ich mit einem befreundeten Pärchen zusammen beim Essen und wir unterhielten uns über dieses und jenes. Wir hatten uns länger nicht gesehen und meine Freundin berichtete, dass sie mit zwei ihrer Mädels einen Kurztrip für kommenden Dezember nach New York gebucht habe.

Meine Freundin ist recht unkompliziert und bemerkte meine Begeisterung für ihr Vorhaben sofort. Deshalb schlug sie vor, dass ich doch einfach mitkommen könne. Gesagt, getan. In den kommenden Tagen und Wochen gab es einiges zu organisieren: unbezahlten Urlaub beantragen, Flug im selben Flugzeug und ein Bett im selben Zimmer buchen, Esta beantragen,... und... sehr spannend: meine beiden Mitreisenden kennenlernen, denn ich hatte die zwei Mädels zuvor noch nie gesehen. Bedenken hatte ich jedoch zu keiner Zeit.

„Your passport, please!“ ~ Die Einreise und die ersten Schritte auf New Yorker Boden

Endlich, endlich, endlich kam der Tag der Abreise! Der Countdown auf meinem Handy zeigte die langersehnte Mitteilung Heute New York. Also Koffer zu und ab zum Flughafen...

Die Einreise empfand ich damals als ziemlich aufregend und sie dauerte dank zahlreicher anderer Touristen eine kleine Ewigkeit, denn ich war nicht sonderlich reiseerfahren, noch unsicher im Englischsprechen und -verstehen und die Männer bei der Kontrolle schüchterten mich ein wenig ein: Foto. Fingerabdrücke. Was tue ich hier? Wie lange bleibe ich? War es das erste Mal NY für mich? (Dummerweise sagte ich auch noch „yes“, dabei hatte ich bereits einen New Yorker Stempel in meinem Pass von meiner ersten und bis dato einzigen großen USA-Reise...die Formulierung „I just changed the plane“ fiel mir natürlich nicht ein, also grinste ich einfach blöd).

Irgendwie überlebte ich das Prozedere dann aber doch, nahm erleichtert meinen gestempelten Pass wieder entgegen und dann konnte es losgehen!

New York packte mich vom ersten Augenblick an. Ich weiß noch, wie wir vier Mädels vor das Flughafengelände traten und ich zum ersten Mal das Geräusch der New Yorker Straße hörte. Dieses typische Geräusch der Sirenen kannte ich aus Film und Fernsehen. Ich musste lächeln. Selbstverständlich ist das Auftönen von Sirenen kein Grund zum Grinsen, weil es bedeutet, dass irgendwo etwas Schlimmes passiert sein musste, aber es machte mir in diesem Moment deutlich, dass ich tatsächlich in New York angekommen war, und das brachte mich zum Grinsen.

Das Hotel im Zentrum

Unser Hotel lag super zentral in der 7th avenue in der Nähe des Madison Square Garden und... sagen wir mal... es erfüllte seinen Zweck. Wir hatten ein recht großes Zimmer und eine kleine Abstellkammer, in der meine Freundin die Nächte verbrachte, weil sie dort ihre Ruhe hatte und besser schlafen konnte.

Es war kein 5-Sterne-Hotel für hohe Ansprüche, aber für so einen Trip absolut ausreichend: Schlafplatz, eigenes Bad, Frühstück (sogar mit frischem Obst! Für die USA ja kein Standard).

Ich finde ein Hotel direkt auf der Insel Manhattan sehr praktisch, denn man spart sich den Fahrtweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln und hat somit mehr effektive Zeit.

Die Dinge, die man sich üblicherweise bei seinem ersten New York Besuch anschauen möchte, liegen eh allesamt in Manhattan. Selbstverständlich ist es immer eine persönliche Frage, ob man bereit ist, in ein teureres Hotel in Manhattan zu investieren oder z.B. lieber in einem umliegenden Stadtteil unterkommt und sich eine Mehrtageskarte für die Subway kauft. Es ist schließlich auch abhängig davon, wie viel Zeit man für seine Reise zur Verfügung hat. Wir hatten nur 4 Tage, da wollten wir so viel von der Insel erleben wie möglich.

Vom Hotel aus konnten wir das Allermeiste zu Fuß erreichen, Einkäufe mal eben ins Hotel bringen und wieder losziehen.

„Could you take a picture, please?“ ~ Der Weihnachtsbaum am Rockefeller

In New York gab es unglaublich viele Menschen, aber anders als in Deutschland, wo ich schon in mittelgroßen Städten eine schwere Krise bekomme, wenn ich durch die Altstadt laufe, fand ich es in dieser Millionenmetropole sehr entspannt. Vielleicht lag es daran, dass ich im Urlaubsmodus war oder daran, dass die Amerikaner nicht immer gleich so genervt waren wie die Deutschen, ich weiß es nicht.

Als wir z.B. auf dem total überfüllten Areal vor dem Rockefeller Weihnachtsbaum standen, ging es beim Staunen und Fotografieren ganz gesittet vonstatten. Jeder fragte jeden, ob er beim ultimativen Weihnachtsbaum-Foto behilflich sein konnte und ging, ggf., beiseite.

Übrigens habe ich schon von vielen Leuten gehört, dass sich der Weihnachtsbaum ja gar nicht lohne. Das kann ich aber absolut gar nicht bestätigen! Hier zeigt sich wieder einmal, dass Geschmäcker auch beim Reisen durchaus verschieden sein können.

Für mich war der Baum in New York definitiv ein Highlight- die zigtausend bunten Lichter und die Eisbahn waren mehr als beeindruckend!

Auf der gegenüberliegenden Seite spielte das „Saks“ auf der Außenfassade ungefähr alle 10 Minuten eine spektakuläre, mit festlicher Musik untermauerte, Lichtershow, sodass ich mich abwechselnd umdrehen und entweder den Baum oder die Showeinlage bestaunen konnte.

Leider lässt mein Gleichgewichtssystem nicht zu, dass ich eine einigermaßen vorzeigbare Figur beim Schlittschuhlaufen mache, sonst hätte ich garantiert ein paar Runden auf der Eisfläche gedreht.

Das Schlittschuhlaufen kostete hier ca. 25$ plus 12$ Schuhverleih. Man muss es schon wollen, aber dafür bekommt man dann auch den ultimativen Weihnachts-Romantik-Kitsch-Faktor. Wenn man es denn kann...

Typisch Tourist~ die Attraktionen

Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, wie ich „mal eben kurz“ alle Erlebnisse zusammenfassen soll. Ich denke, wir haben das Beste aus unseren 4 Tagen herausgeholt und alles gesehen, was wir wollten, ohne dass es zu stressig wurde.

Wir liefen unzählige Kilometer zu Fuß, was ich persönlich toll fand, denn so konnte ich die Atmosphäre sehr gut spüren - das hektische Treiben auf der Straße, das pausenlose Gehupe der Autos, das schnelle Vorbeirauschen der New Yorker mit einem Coffee to go-Becher in der Hand und dem Handy am Ohr, die Gerüche dieser Großstadt, die mystisch dampfenden Kanaldeckel und natürlich die totale Vorweihnachtsstimmung.

Als typischer Tourist buchten wir von Zuhause aus Tickets für die Aussichtsplattform des Rockefeller Centers, für das Empire State Building, eine Bootsfahrt mit der Circle Line und für das Museum 9/11.

9/11

Mich haben alle Attraktionen begeistert, das ESB ganz besonders, und das 9/11 extrem berührt. Weder kenne ich jemanden, der von der 9/11-Katastrophe betroffen war, noch habe eine sonstige Beziehung dazu, doch in diesem Museum hätte ich einfach weinen können. Ich sah andere Menschen dort trauern, Blumen in die unzählbaren Namen am Brunnen stecken, erlebte in Wort und Bild die Tragik dieses Ortes und konnte nur schwer begreifen, was hier damals passiert sein musste.

Wir sprachen während des Aufenthaltes im memorial nur wenige Worte miteinander, weil jede von uns irgendwie mit dieser emotionalen Atmosphäre umzugehen versuchte. Ich machte keine Fotos, empfand es irgendwie als unpassend, und nehme diesen Besuch als etwas ganz Außergewöhnliches mit nach Hause, über den ich auch 4,5 Jahre später gelegentlich noch nachdenke.

Bootsfahrt

Eine 90-minütige Bootsfahrt mit der Circle Line ist definitiv empfehlenswert, im Dezember kann es auf dem Wasser allerdings... nennen wir es eloquenterweise "arschkalt" werden. Während unserer Sonnenuntergangstour hatten wir einen grandiosen Blick auf New Yorks Skyline! Ich fand es faszinierend, wie in den Hochhäusern allmählich einzelne Lichter aufblitzten, bis es schließlich ganz dunkel wurde und die Stadt aus einem einzigen Lichtermeer bestand. Dieses zauberhafte Glitzerspektakel konnten wir ebenfalls bei einem abendlichen Spaziergang über die Brooklyn Bridge erleben.

Man kann übrigens auch ganz und gar kostenfrei vom Wasser aus die tolle Skyline genießen und sogar von der Freiheitsstatue ein paar Bilder schießen, wenn man die Fähre von der Südspitze Manhattans nach Staten Island nimmt.

Das Empire State Building vs. Rockefeller

Mein Favorit: Das Empire State Building bei Nacht! Schlichte Eleganz von innen und außen, eine Aussicht, die mir den Atem raubte und zeitlos schön verzierte Fahrstuhltüren, wie ich sie schon in „Schlaflos in Seattle“ so sehr liebte. Sogar in 381m Höhe konnte ich die wie Spielzeug aussehenden Autos und Sirenen noch deutlich hören. Das war wieder so ein Moment, der mir besonders deutlich in Erinnerung blieb. Stundenlang hätte ich dort stehen und New York anhimmeln können.

Der Vergleich:

Bei herrlichstem Sonnenschein und tiefblauem Himmel besuchten wir die Aussichtsplattform des Rockefeller Centers, von dem ebenfalls viele Leute meinen, es sei doch viel schöner, weil man nicht durch Gitterstäbe schauen müsse, sondern dank der Glasscheiben einen grandiosen Blick auf das ESB habe.

Für mich war dennoch das Empire State Building selbst mit dieser ganz besonderen Atmosphäre das schönste Erlebnis in New York.


 
 

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Der Zahnfisch, 12/2018

-unbezahlte Werbung- Da ich so begeistert von der Wasserwelt der Malediven war, bekommt nun meine damalige Begegnung mit dem Zahnfisch...

 
 
bottom of page